Von Jugendlicher Frische inspirieren lassen- Rag Union


In dem russichen Film „Rag Union“ passiert so viel, wie ich es noch in keinem anderen Berlinalefilm gesehen habe. Er lebt von purer Action, bunten Farben, Lichtern und schnellen Lichtern, so dass man gar nicht zur Ruhe kommt. Eine gewisse Hektik zieht sich den ganzen Film über durch, was hier zum Thema passt.
Letztendlich weiß man nicht recht, was „Rag Union“ eigentlich sein soll. Einfach nur der Name für den Freundeskreis unter den Jugendlichen? Eine politische Bewegung? Oder Freunde, die sich gefunden haben, um Sport zu treiben und Kunst zu erschaffen?

Im Fokus steht der ungefähr 17-jährige Vania, der von der seltsamen Truppe fasziniert ist und alles dafür gibt, von ihnen aufgenommen zu werden. Das geschieht zuerst zaghaft, denn man merkt, dass die Gruppe den Hauptcharakter nur ausnutzt. Doch mit der Zeit, wird dem Publikum ein vertrautes Verhältnissen zwischen allen vier Personen zu Erkennen gegeben.
Spektakuläre 4er Pyramiden und starke Disziplin stärken den Zusammenhalt. Gemeinsam erleben die Freunde unglaublich viel, sie feiern, trainieren und machen erste Erfahrungen. Alles läuft gut, bis ein hübsches Mädchen aus dem Nachbarort alles durcheinander bringt.

Zu Beginn des Filmes war mir ein wenig bange, dass das Skript ausschließlich aus russischen Clichès und purer Unterhaltung ohne schwerwiegende Bedeutung besteht. Das war glücklicherweise nicht der Fall, denn die Jungs wurden von verschiedenen Seiten gezeigt. Mit fröhlicher Musik im Hintergrund bekommt man nicht nur die Oberfläche der Gruppe zu Gesicht, sondern einen guten Einblick in ihr Inneres, sprich Gefühle und Denkweise. Durch den actionreichen, vielfältigen Plot kann einem gar nicht langweilig werden. Die Mischung zwischen heimatlicher Traditionen und Emotionen ist sehr ausgeglichen.
Spannend ist, dass offen bleibt, welches Ziel die Jungs anstreben. Trotz ihrer ausführlichen Darstellung, ist es schwierig ihre Gedanken zu durchschauen.
Der Wunsch des Regisseurs Mikhail Mestetskiy war es, den Weg von jungen Menschen zum Erwachsenen zu filmen. Und zwar, indem die Triebe und Sehnsüchte in Form von Ausprobieren und sich auspowern, erkannt werden. So finden sie ihre Stärken und werden sich mit der Zeit sicher, was ihr späterer Beruf sein soll.
Wie schafft man es mit den wenigsten Mitteln auf einem Dorf zu überleben? Auch wenn der 20 Jährige Alexander den Ton angibt, teilen sie sich auch die Aufgaben im Haushalt gut auf. Sie lernen sich selbst und untereinander richtig kennen.
Natürlich herrschen trotzdem chaotische Umstände und schon bald geht die erste Bombe hoch; ein Mitglied von „Rag Union“ fängt an blaue Käfer zu essen, die ihn in Ekstase versetzen.
Durch schnelle Schnitte, loderndes Feuer und Explosionen, ist die Handlung unvorhersehbar. Ein wenig enttäuscht hat mich nur das Ende, was wortwörtlich ein Happy-End war.

Ich wurde sehr überrascht, denn ich hatte ganz andere Vorstellungen vom Verlauf des Films. Auch beachtlich war, dass die Jugendlich eine so große Disziplin aufbringen konnten. Sie haben sich viel Gedanken um ihr Handeln gemacht, was ein weiterer positiver Aspekt ist. Der Ansatz: „Wille kann durch Intensivität in Kraft umgewandelt werden“ gefiel mir. Alles in allem ist der Film ein aufregendes Erlebnis voller Abenteuer. Niemand kann während des Screenings ansatzweise eindösen und ist genau richtig, wenn er sich von der Jugendlichen Frische inspirieren lassen möchte.
18.2.2016, Eva Swiderski

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen