Durch einen Traum zur Realität

English version below

Zwei heranwachsende Außenseiter, eine überspitzte und doch altbekannte Familiensituation und schräge Träume, deren Sinn sich erst ganz am Ende erschließt. Hätte ich die Aufgabe, ein Zitat aus Girl Asleep zu nennen, das den Großteil des Films zusammenfasst, dann wäre das „What the hell“.

Greta ist neu im Ort und schließt sogleich Bekanntschaft mit einem abgedrehten Jungen namens Elliot. Zuhause wird sie zum einen vom Vater wohl behütet, ihre Mutter hingegen wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr einen kleinen Schubs zu geben und sie aus sich herauskommen zu sehen. Der Druck, dem Greta sich dadurch selbst aussetzt, äußert sich in ihren Träumen, in denen sie der Wahrheit immer weiter auf den Grund geht und nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen, die ihr am nächsten stehen, immer besser kennenlernt.

Die ausgesprochen überdrehten Traumbilder, das Absurde, das den Zuschauer mit jeder Minute in tiefere Verwirrung versetzt, ergeben erst gegen Ende einen Sinn, der allerdings - vor allem im Kontrast zu der vorherigen Ungewissheit - tief berührt und jeden nachdenklich zurücklässt, der sich auf das Statement des Filmes einlässt.

In den 70-ern angesetzt und in einem ungewöhnlichen Format gefilmt, ist Girl Asleep gezielt abseits der typischen Coming of Age Filme platziert. Doch obwohl dieser Berlinale-Auftakt gewollt aus dem Rahmen fällt, ist es nicht schwer, sich als Zuschauer von über 14 Jahren in die Handlung einzufühlen. Denn für diesen Film spielen Setting und Zeit eine viel kleinere Rolle als die Voraussetzung, dass man sich entweder im Alter der Protagonisten befindet oder bereits diese Phase des Lebens durchwandert hat.

Girl Asleep hat mich mit seinen wunderbar schrägen Traumbildern, den überspitzten Klischees (u.a. von peinlichen Eltern), vielen lustigen Situation, die den gesamten Saal zum Lachen brachten, wie ich es selten erlebt habe, und seiner berührenden Botschaft, auf die man bis kurz vor Schluss wartet, perfekt auf die diesjährige Berlinale eingestimmt. Ein Film nicht unbedingt für groß und klein, sondern wirklich erst ab 14 wirklich nachvollziehbar. Aber sobald das richtige Alter gegeben ist, würde ich Girl Asleep ausnahmslos jedem ans Herz legen.

English:
Two youngsters, an exaggerated but well-known family situation and weird dreams that only start to make sense at the very end. If I was given the task to name a quote that sums up most of the movie, I’d take „What the hell“.

Greta has moved to a new city and immediately meets an extraordinary boy called Elliot. At home she is both protected by her father and pushed by her mother, who wants to make her come out of her shell from time to time. The pressure Greta puts herself under can be seen in her dreams, in which she does not only come closer to the truth, but also to the people she loves and even herself.

The highly bizarre visions of her dreams, which deepen the audience’s irritation with every minute, wait until the end to make sense. But the message that reveals itself in those last minutes is incredibly touching, especially in contrast to the former uncertainty, that leaves every spectator thoughtful who truly lets himself in for it.

Set in the 70s and filmed with an unusual format, Girl Asleep is knowingly placed off your common Coming of Age movie. But even though this Berlinale Opening film gets out of line, it is not hard to get into the spirit of the plot. Because for this movie, setting and time don’t matter as much as the condition of being the age of the protagonists or older.

Girl Asleep, with its wonderful dreams, exaggerated stereotypes (e.g. the embarrassing parents), many funny situations, that made the entire audience laugh as I have not experienced it in a long time, and its highly touching message, was the perfect Berlinale opening. A movie not necessarily for all ages, but actually for 14 and older. But if you are at that age or older, I would highly recommend this movie to you.

13.02.2016, Johanna Gosten

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